Behinderten-Wohnformen für Ältere: da gibt es wohl noch viel an praktischen Erfahrungen?http://www.aerztezeitung.de/docs/2006/09/29/174a0806.asp?cat=/politik/pflegeÄrzte Zeitung, 29.09.2006
"Neue Generation" - Behinderte mit AlterskrankheitenMARBURG (mwo). Etwa 60 000 geistig behinderte Menschen brauchen in den kommenden zehn Jahren eine Wohn- und Lebensperspektive für das Rentenalter. Darauf hat die Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung bei ihrer Mitgliederversammlung in Marburg aufmerksam gemacht.
"Da nur wenige Menschen mit geistiger Behinderung die grauenhafte ‚Euthanasie‘ der Nationalsozialisten überlebt hatten, wächst erst jetzt wieder eine ältere Generation geistig gehinderter Menschen in Deutschland heran", sagte Lebenshilfe-Geschäftsführer Bernhard Conrad.
Zur Finanzierung der Versorgung werde jährlich zusätzlich etwa eine Milliarde Euro benötigt. Ärzte werden erstmals geistig behinderte Menschen mit Alterskrankheiten zu behandeln haben.
Noch leben diese Behinderten teilweise noch bei den Eltern. Die sind selbst oft kurz vor der Pflegebedürftigkeit.
Probleme treten damit schon vor dem Rentenalter der Behinderten auf, meine ich. Gerade dieser Personenkreis muß vernünftig versorgt werden.
Fachtagungen gab es etliche; z. B. in Loccum 2003:
http://www.loccum.de/program/archiv/p0362.htmlMit Behinderung älter werden
"Vor allem bedingt durch den medizinischen Fortschritt erreichen immer mehr behinderte Menschen ein hohes Lebensalter. Darum werden in den nächsten Jahren verstärkt Behinderte in das Rentenalter gelangen. Für behinderte Mitarbeiter in den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) ergeben sich daraus besondere Problemlagen.
Denn wenn diese Menschen aus den WfbM ausscheiden, verlieren sie einen erheblichen Teil ihrer Bezugspersonen und die gesamte Tagesstruktur. Das nötigt dazu, Konzepte zu entwickeln, die einen entsprechenden Übergang in den Ruhestand ermöglichen, und darüber hinaus tagesstrukturierende Maßnahmen in den Wohnheimen oder auch integrativen Altentagesstätten anzubieten.
Nach Ansicht des Gesetzgebers tritt mit dem Abbau der körperlichen und geistigen Kräfte im Alter, die Eingliederung in die Gesellschaft hinter dem pflegerischen Bedarf zurück. Die Konsequenz daraus ist die Umstellung der Hilfe auf "Hilfe zu Pflege". Für Menschen, die in Einrichtungen der Behindertenhilfe leben, wirkt sich dies unter Umständen ungünstig aus. Denn bei der Leistungsart "Hilfe zur Pflege" sind vor dem Sozialhilfeträger andere Leistungen, in diesem Fall die der Pflegeversicherung, vorrangig. Damit die Betroffenen die vollen Leistungen der Pflegeversicherung in der entsprechenden Pflegestufe in Anspruch nehmen können, kann der Sozialhilfeträger einen Umzug in ein Pflegeheim verlangen. Die bedeutet für die Betroffenen nicht nur den Wegfall des bisherigen sozialen Umfelds, sondern auch das Fehlen von pädagogischen und rehabilitativen Angeboten wie sie in den Konzepten der Eingliederungshilfe vorgesehen sind.
Die Tagung fragt nach Möglichkeiten und Lösungen, um Menschen mit Behinderung ein menschenwürdiges Altern zu ermöglichen. Dabei sollen bestehende soziale Netzwerke aufrechterhalten und pädagogisch, rehabilitative Angebote sowie tagesstrukturierende Maßnahmen zur Verfügung gestellt werden. Ziel soll es sein, verschiedene Modelle und Konzepte aufzuzeigen, um insbesondere betroffenen Angehörigen, Interessierten und den Einrichtungen selbst, konkrete Vorschläge für ein menschenwürdiges Altern von Menschen mit Behinderung vorzustellen.
Andreas Siemens, Evangelische Akademie Loccum
Meike Janßen, Abteilungsleiterin Sozialverband Deutschland, Landesverband Niedersachsen"