Ärzte verschreiben alten Menschen hemmungslos riskante
Medikamentenkombinationen Gefährliche Pillencocktailsaus der Sendung vom Dienstag, 27.3. | 21.45 Uhr | Das Erste
Helmut Wallrafen-Dreisow, Geschäftsführer der Sozial-Holding Mönchengladbach, hat untersucht, wie viele Medikamente die Bewohner in seinen Häusern von Haus- und Fachärzten verschrieben bekommen. Ergebnis: 33 Prozent erhalten mehr als zehn Verordnungen pro Tag, 15,6 Prozent mehr als zwölf.
Der Arzneimittelexperte, Professor Gerd Glaeske von der Universität Bremen, sieht diese Zahl als bedrohlich für alte Menschen an. Eine Verordnung von mehr als zehn Medikamenten bezeichnet er als "nicht mehr kontrollierbar".
Weiteres Ergebnis der Untersuchung in den Mönchengladbacher Einrichtungen: 337 von 617 Bewohnern erhalten Medikamente, die auf der so genannten Priscus-Liste stehen. Also weit mehr als die Hälfte. Die 83 Wirkstoffe auf dieser Liste gelten als potentiell inadäquat für alte Menschen und können gravierende Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Schwindel hervorrufen. In der Folge kommt es immer wieder zu Stürzen und schweren Verletzungen bei alten Menschen.
Helmut Wallrafen-Dreisow fordert als Konsequenz aus seiner Untersuchung eine systematische Abstimmung von Haus- und Fachärzten, denn fast jeder Pflegeheimbewohner hat mehrere Ärzte. Stimmen sich die Ärzte untereinander zu wenig ab? Auf REPORT MAINZ Nachfrage sieht Professor Wilhelm Niebling, Vorstandsmitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, einen Verbesserungsbedarf. "Es gibt Optimierungsbedarf, gerade was die Organisation von Pflegeheimvisiten durch Haus- und Fachärzte anbelangt", sagte Niebling im Gespräch mit dem ARD-Politikmagazin.
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