Zitat aus der Ärztezeitung:Alzheimer-Impfung wirkt noch nach drei JahrenBei Patienten mit hohen Antikörpertitern gegen Beta-Amyloid schritt die Krankheit kaum voranFRANKFURT AM MAIN (KHS). Durch eine Impfung gegen Morbus Alzheimer ist es tatsächlich möglich, das Fortschreiten der Erkrankung bei einigen Patienten aufzuhalten. Dies geht aus Nachbeobachtungen einer Phase-II-Studie hervor, die allerdings wegen einer Meningoenzephalitis bei einigen Alzheimer-Patienten abgebrochen wurde.
Es handelt sich bei der Studie um die erste Placebo-kontrollierte Doppelblind-Studie mit einem Impfstoff gegen das krankmachende Beta-Amyloid (wir berichteten). Trotz des Rückschlages bei der Alzheimer-Impfung, nach der sechs Prozent der knapp 300 Patienten eine aseptische Meningoenzephalitis entwickelt hatten, wurden in Nachuntersuchungen beeindruckende Besserungen bei den 59 Geimpften festgestellt, die Antikörper gebildet hatten. Offenbar kommt es im Gehirn zur Regeneration.
So hat sich nach Angaben von Professor Jens Wiltfang vom Uniklinikum Erlangen-Nürnberg der Krankheitszustand bei Patienten mit hohem Autoantikörper-Spiegel seit nunmehr drei Jahren kaum verschlechtert. Wegen der unerwünschten Wirkungen habe man die aktive Immunisierung zwar verlassen, doch werde um so intensiver an nebenwirkungsärmeren Impfvarianten, etwa an der passiven Immunisierung, gearbeitet.
Im Vergleich zur Placebo-Gruppe schnitten die Geimpften, die Antikörper entwickelt hatten, in einem kognitiven Test, bei dem auch visuelles, sprachliches und auditorisches Erinnerungsvermögen überprüft wurde, besser ab. Bemerkenswert sei auch, so Wiltfang, daß sich das Hippocampus-Volumen bei Patienten in den Frühstadien der Erkrankung durch die Impfung verkleinert habe, was auf die Resorption von Wasser und Amyloid-Plaques zurückgeführt werden könne.
In aktuellen, teilweise noch nicht veröffentlichten Nachuntersuchungen habe nun sogar nachgewiesen werden können, daß das Hippocampus-Volumen bei diesen Patienten anschließend wieder zugenommen habe. Dies könne als erster Nachweis dafür gelten, daß eine Regeneration stattfindet, sagte Wiltfang auf einer Veranstaltung des Bundesforschungsministerium in Frankfurt am Main.
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KOMMENTARHoffnung auf Alzheimer-ImpfungVon Thomas Müller
Durch eine einfache Impfung Morbus Alzheimer stoppen? Es wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Doch in der ersten großen Alzheimer-Impfstudie entwickelten vor drei Jahren 18 von 300 Patienten eine schwere Meningoenzephalitis, zwei sind vermutlich an den Folgen der Entzündung gestorben. Die Studie wurde schließlich abgebrochen.
Ein schwerer Rückschlag? Mitnichten, wie die Ergebnisse der dreijährigen Nachbeobachtung zeigen, die jetzt veröffentlich worden sind. So funktionierte die Impfung zumindest bei einem Teil der Patienten. Etwa 20 Prozent der Geimpften entwickelten Antikörper gegen das Protein Beta-Amyloid, das an der Alzheimer-Pathogenese beteiligt ist.
Und je höher die Antikörper-Titer bei den Patienten nach der Impfung waren, umso deutlicher war der Effekt: Bei einem Teil der Patienten schritt die Erkrankung seither kaum voran.
Noch ist eine Impfung gegen Beta-Amyloid zu riskant und nutzt nur einem Teil der Alzheimer-Kranken. Doch gelingt es, den Impfstoff so zu verbessern, daß es zu keinen schweren Komplikationen mehr kommt, dann hat man erstmals eine kausale Therapie bei Morbus Alzheimer. Ein besserer Ansatz ist derzeit nicht in Sicht.
Quelle: Ärzte Zeitung, 07.12.2005